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Witte, Susanne

Dr. phil.

Curriculum Vitae

Dr. phil. Susanne Witte ist eine Familienpsychologin und hat an der Ludwigs-Maximilians Universität München promoviert. Aktuell arbeitet sie als wissenschaftliche Referentin am Deutschen Jugendinstitut e.V. und an der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie an der Universitätsklinik Ulm. Sie arbeitet in Forschungsprojekten bezüglich einer großen Bandbreite an Themen im Kinderschutz. Ihre Forschungsschwerpunkte umfassen dabei Geschwisterbeziehungen im Kontext von Kindeswohlgefährdung, Weiterbildung zur Prävention von Kindesmisshandlung und der internationale Vergleich von Kinderschutzsystemen.  

Abstract

Nähe, Wertschätzung und Fürsorge zwischen Geschwistern im Kontext von Misshandlung, Missbrauch und Vernachlässigung

Hintergrund: Misshandlung, Missbrauch und Vernachlässigung können gravierende und langanhaltende Auswirkungen auf Betroffene haben. Die Folgen erstrecken sich über psychische Probleme bis hin zu Beziehungsgestaltung im Erwachsenenalter. Bisher wenig beachtet sind hierbei die Auswirkungen auf die Geschwisterbeziehung. Dieser Frage wird im Vortrag nachgegangen. Hierbei wird der Fokus auf die positiven Merkmale der Geschwisterbeziehung, wie Nähe, Kameradschaft, Fürsorgeverhalten und Wertschätzung gelegt.

Methode: Die Studie umfasst eine retrospektive Befragung von 4568 Personen sowie 870 Geschwisterpaaren. Sie wurden zu ihren Kindheitserfahrungen im Hinblick auf Misshandlung, Missbrauch und Vernachlässigung befragt sowie zu der Gestaltung ihrer Geschwisterbeziehung in der Kindheit und im Erwachsenenalter.

Ergebnisse: Misshandlung, Missbrauch und Vernachlässigung in der Kindheit sagen substantiell ein geringeres Ausmaß an Wärme, Öffnungsbereitschaft und Fürsorgeverhalten unter Geschwistern in der Kindheit vorher. Werden einzelne Formen von Kindeswohlgefährdung betrachtet, zeigen sich vor allem negative Effekte der emotionalen Vernachlässigung und der emotionalen Misshandlung. Im Erwachsenenalter setzen sich die negativen Auswirkungen fort: Personen, die in ihrer Kindheit misshandelt, missbraucht oder vernachlässigt wurden, haben weniger Kontakt zueinander, wenden sich seltener an ihr Geschwister für Unterstützung und sind sich weniger sicher bezüglich der Beständigkeit der Beziehung.

Diskussion: Das retrospektive Design und Selektionseffekte bei der Stichprobengewinnung müssen bei der Interpretation der Ergebnisse beachtet werden. Dennoch verweisen sie darauf, dass Misshandlung, Missbrauch und Vernachlässigung in der Kindheit einen negativen Einfluss auf die Ausgestaltung der Geschwisterbeziehung haben, der bisher in der Praxis kaum berücksichtigt wurde.