Keine Eintrgäge

News

English
Bindung und Migration
21. Internationale Bindungskonferenz
Gestörte Bindungen in digitalen Zeiten
16. September - 18. September 2022
Bindung und Migration

Der Raum ist voller Menschen, aber das kleine Mädchen mit den langen schwarzen Haaren scheint sie nicht zu bemerken, so versunken ist es in sein Spiel. Es vergräbt beide Hände tief im Sand, der die blaue Plastikkiste vor ihm halb ausfüllt, und schaufelt die feuchte Masse mit Hingabe über ein paar daumengroße Babypüppchen. Dann gräbt es die Puppen wieder aus und legt eine davon mitsamt Sand in die Hände des Mannes, der ihm gegenübersitzt und das Manöver aufmerksam beobachtet. Mit schnellen, kräftigen Bewegungen klopft es den Sand glatt – und fegt Sand und Püppchen nach einem aufmerksamen Blick zum Gegenüber wieder zurück in die Kiste.

Eine ganze Stunde geht das so, und dabei wird kaum ein Wort gesprochen. Wir sind in Bogotá, im Viertel Voto Nacional, einer der ärmsten Gegenden der Hauptstadt. Die meisten Bogotanos kennen die Nachbarschaft nicht unter ihrem richtigen Namen. Sie sagen Bronx, wegen der vielen Drogensüchtigen, die hier hausen. Die Junkies schnüffeln Klebstoff – der ist besonders billig und macht das Hirn besonders schnell kaputt –, sie rauchen Crack oder nehmen andere Kokain-Derivate. Manche strecken den Stoff mit Pulver aus zerkratzten Ziegelsteinen oder mit Mehl. Und sie klauen, was sie kriegen können, um ihre Sucht zu befriedigen. Auch deshalb ist Voto Nacional kein sicheres Viertel.

Zeit Online » mehr