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Bindung und Migration
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16. September - 18. September 2022
Bindung und Migration

Alessandro Talia

Curriculum Vitae

Alessandro Talia, PhD (Institut für Psychosoziale Prävention, Universität Heidelberg)

Alessandro Talia ist Forscher und Therapeut, welcher sich für Bindung, Mentalisierung, epistemisches Vertrauen und therapeutische Kommunikation interessiert. Er wurde 1983 in Rom geboren und schloss dort sein Studium in Philosophie und Psychologie ab. Im Jahr 2012 zog er für einen Forschungsaufenthalt an der New School for Social Research, unter der Mentorschaft von Jeremy Safran, nach New York (USA). Im Jahr 2016 promovierte er an der Universität Kopenhagen (Dänemark) mit einer Dissertation über Bindung im Therapiekontext. Er ist Autor des Patient Attachment Coding System (PACS) und der Therapist Attunement Scales (TASc), welche den Bindungsstatus und die reflektorische Funktionsweise von Patienten und Therapeuten auf der Grundlage der Kommunikation während der Sitzung genau vorhersagen können. Gegenwärtig arbeitet er als Postdoktorand an der Universität Heidelberg, wo er eine sitzungsbegleitende Bewertung von unorganisierter Bindung entwickelt. Für seine Arbeiten zur Psychotherapieforschung und zur psychotherapeutischen Praxis wurde er 2015 mit dem International Award for Research Studies on Trauma and Personality ausgezeichnet. Dieser wird an den besten jungen Forscher im Bereich Bindung, Persönlichkeit und Psychopathologie vergeben. Weiterhin befasst er sich mit Fragen der Philosophie, der kognitiven Linguistik, der Psychoanalyse und der Entwicklung.

Abstract

Von der Wiege bis ins Sprechzimmer: eine empirisch basierte Perspektive auf Bindungsmuster in der Psychotherapie

Es ist allgemein anerkannt, dass Bindungsmuster (welche z.B. mit dem Adult Attachment Interview, AAI, gemessen werden) den Prozess der Psychotherapie auf wichtige Weise prägen. Es ist jedoch wenig bekannt über die Merkmale, die unterscheiden, wie Patienten mit sicherer/autonomer, distanzierter oder präokkupierter Bindungseinstellung oder mit unverarbeitetem Objektverlust während der Psychotherapie-sitzungen mit dem Therapeuten kommunizieren. Spiegelt sich die Art und Weise, in der distanzierte Patienten ihre Erfahrungen mit ihren Bezugspersonen im AAI idealisieren, in ähnlicher Weise in ihrer Interaktion mit dem Therapeuten wider? Sind sichere Patienten in der Psychotherapie ebenso kohärent wie im AAI? Verstricken sich präokkupierte Patienten in ihrer engen Beziehung zu ihrem Therapeuten so sehr, wie angenommen? Und wie steht es um die Therapeuten? Bis vor kurzem gab es relativ wenig empirischer Evidenz dafür, dass das vorhandene Wissen über Bindungsmuster auf den therapeutischen Kontext erweitert werden kann.

In diesem Vortrag werden von meiner Gruppe und mir durchgeführte Forschungsarbeiten vorgestellt, inwiefern individuelle Bindungsmuster in der Psychotherapie identifiziert und bearbeitet werden können. Es wird dabei ein Schwerpunkt auf das Patient Attachment Coding System (PACS) und die Therapist Attunement Scales (TASc) gelegt, zwei Messgrößen, die den AAI-Status von Patienten und Therapeuten auf der Grundlage des Auftretens verschiedener Kommunikationsmarker während der Therapiesitzungen vorhersagen. Dem Zuhörer wird vorgestellt, wie man einige dieser Marker identifizieren kann, die widerspiegeln, wie Patienten ihre subjektive Erfahrung kommunizieren und wie Therapeuten sich darauf einstellen. Die Auswirkungen dieser Forschung für Forscher und Mediziner werden anhand von Beispielen aus Psychotherapiesitzungen diskutiert.