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Bindung und Migration
21. Internationale Bindungskonferenz
Gestörte Bindungen in digitalen Zeiten
16. September - 18. September 2022
Bindung und Migration

Foltin, Wolfgang

 

Curriculum Vitae


Wolfgang Foltin, Jahrgang 1965, arbeitet seit 1995 als Fachkraft für Schulsozialarbeit im Landesdienst NRW. Seit 2012 ist er in der Fachberatung und Moderation von Fortbildungen im Kontext Schule tätig.
Von 2013-2019 war er Vorsitzender der LAG Schulsozialarbeit NRW e.V. und hat in dieser Funktion
zwei Jahre dem wissenschaftlichen Beirat der KiFam-Studie ("Die Situation von Kindern und
Jugendlichen als pflegende Angehörige"- Uni Witten-Herdecke) angehört.
Als Autor hat er u.a. die "Qualitätsstandards für Schulsozialarbeit NRW" und SachverständigenStellungnahmen für den Landtag NRW (mit) verfasst sowie das Buch "Der ganz normale WahnsinnPraxis der Schulsozialarbeif' veröffentlicht.

 

Abstract


Young Carers in Deutschland: "Ich bin verborgen, nehmt mich wahr!"- Die Pausentaste-App als
digitales Band

Young Carers, im Deutschen pflegende Kinder und Jugendliche (PKuJ), sind Minderjährige, die regelmäßig für ein oder mehrere (chronisch) kranke oder behinderte Familienmitglieder (z.B. Eltern, Geschwister, Großeltern, oder nähere Verwandte) sorgen, ihnen helfen oder sie pflegen. Die Kinder und Jugendlichen unterstützen ihre Angehörigen über längere Zeit und in einem wesentlichen Ausmaß, sofern diese aufgrund von psychischer und physischer Erkrankung, Beeinträchtigung, Sucht oder altersbedingter Veränderungen im Alltag darauf angewiesen sind (Frech et al. 2019: 28; Metzing 2017:
9). Sie "füllen die Lücken" (Metzing 2007: 93) im Familienalltag und übernehmen häufig ganz
selbstverständlich Tätigkeiten, die durch die Erkrankung unbesetzt sind. Diese Lücken füllen die PKuJ in einem Ausmaß, das grundsätzlich Erwachsenen oder professionellem Personal zugeschrieben wird.

Ihre inner- und außerfamiliären Bindungen werden durch ihre besondere Rolle und Verantwortung beeinflusst. Oftmals befinden sie sich in einem doublebind-ähnlichen, scheinbar unauflöslichen Widerspruch: Einerseits wollen und sollen sie die familiäre und ihre persönliche Situation verborgen halten, andererseits suchen sie nach Unterstützungsmöglichkeiten für die bedürftigen Angehörigen und Entlastungschancen für sich selbst. Ein Zielort auf der Suche nach Vertrauenspersonen sind die Schulen, die ihnen weitgehend ahnungslos bis desinteressiert begegnen. Ein anderer Zielort sind die digitalen Räume und Netzwerke, in denen sie nach Peers und Hilfsangeboten Ausschau halten.

An dieser Ausgangssituation setzt das Projekt "Pausentaste" an. Es bietet via Internet Aufklärung für pädagogische Akteur*innen, Informationen für Angehörige und die Möglichkeit der Selbstidentifizierung sowie der digitalen und anonymen Beratung für die Young Carers. Das Ziel ist, für die Herausforderungen der Lebensfeldaktiven zu sensibilisieren und die Resilienzfaktoren der Kinder und Jugendlichen zu fördern, um ihnen dadurch ein "Bewältigungskapital" (Fingerle 2011: 213) zur Verfügung zu stellen, das ihnen Hilfe zur Selbsthilfe ermöglicht.